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Die Macht der Symbole

Zeichen umgeben uns und haben einen enormen Einfluss auf unser Leben: Eine Welt ohne Zeichen können wir uns gar nicht vorstellen. Damit ist nicht gemeint, dass wir uns eine Welt ohne Verkehrszeichen, die für Sicherheit auf den Strassen sorgen oder ohne Icons für das stille Örtchen nicht vorstellen können.

 
Semiotik - Semantik - Symbole

Nein, dieser Gedanke führt weiter: Wir können uns eine Welt ohne Zeichen im wahrsten Sinne des Wortes nicht einmal denken. Denn auch Worte sind Zeichen, verbale Zeichen, Buchstaben sind Zeichen, jedes geschriebene Wort ein Zeichen. Ohne Zeichen hätten wir keine Vorstellung von der Welt, keine Erkenntnis, nur Leere im Kopf. Also nicht nur das leichtere Aufsuchen des stillen Örtchens verdanken wir den Zeichen, auch unser Denken an sich. Da kann man ja mal einen Blick auf die lieben Zeichen werfen.

Der Name für die Lehre von den Zeichen lautet Semiotik und unterteilt sich in die Bereiche der Semantik, dies ist die Bedeutungsebene der Zeichen, die Syntaktik, das formale Regelwerk der unterschiedlichen Zeichensysteme und die Pragmatik, welche sprachliches Handeln untersucht und welche wir an dieser Stelle elegant unter den Tisch fallen lassen. Zeichen selbst werden unterteilt in Symbol, Ikon und Index. Und damit der geneigte Leser nicht in den Tiefschlaf fällt, werde ich meine Aufzählungen hier unterbrechen und einige interessante Details beleuchten. Fangen wir mit den unterschiedlichen Typen der Zeichen an:

Symbol

Ein Symbol ist ein Zeichen, bei welchem das Erscheinungsbild nicht auf den Sinn schließen läßt. Es ist ein Sinnbild der dargestellten Sache. Die Bedeutung des Symbols muss erst erlernt werden, bevor man das Symbole selbst lesen kann. Beispiele für Symbole sind die Zeichen für männlich und weiblich, das Kreuz oder das Friedenszeichen und auch Wörter, denn Wörter können erst entschlüsselt werden, wenn Sie erlernt wurden. Symbole können mit unterschiedlichen Bedeutungen aufgeladen sein, ist das Hakenkreuz in der westlichenWelt ein Symbol für die Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten, so ist in Indien das gleiche Symbol (o.k. Es ist gespiegelt) ein Glücksbringer. Das Wort „Svastika“ stammt aus dem Sanskrit und bedeutet Glücksbringer. Je nach kulturellem Zusammenhang, werden Symbole also unterschiedlich gedeutet, zu den unterschiedlichen Deutungen von Zeichen später mehr.

Es gibt hierzu übrigens unterschiedliche Meinungen. Die einen sagen, dass die Inhalte von Symbolen komplett erlernt werden müssen, die anderen, Anhänger der Lehre des Psychologen C. G. Jung behaupten, dass wir in uns bereits die Stammesgeschichtliche Bedeutung von vielen Zeichen und Symbolen bereits kennen und diese in einem nicht zugänglichem Bereich unseres Geistes, dem kollektiven Unterbewusstsein gespeichert sind. Diese Symbole offenbaren sich dann laut Jung in Träumen. Eine interessante These (mit Sicherheit hier nicht 100% richtig zusammengefasst), die sich bislang aber nicht beweisen ließ. Wobei der Grundgedanke, dass der Mensch nicht als Tabula Rasa, also leere Tafel, auf die Welt kommt, mittlerweile durch neue Erkenntnisse aus der Gehirnforschung gestützt wird. Ausserdem kennen wir Beispiele aus dem Tierreich, bei dem Vögel Ihre Melodien vererben. Jungvögel können also die Grundmelodie Ihrer Eltern pfeifen, ohne diese auch nur einmal gehört zu haben. Es wurde also eine Information vererbt. So gesehen könnte es natürlich auch möglich sein, dass eine Grundbedeutung von Symbolen bereits im Gehirn des Menschen besteht. Zurück zu unseren Zeichen.

Ikon

Der nächste Zeichentyp ist das Ikon. Dies ist die gegenständliche Darstellung einer Sache. Ein Foto einer Person, wäre also ein Ikon der entsprechenden Person. Das Hauptkriterium eines Ikon ist, dass es eine Ähnlichkeit zur Sache oder der Person hat auf die es sich bezieht. Wir verstehen eigentlich unter Ikon, das englische Icon und das ist dann entweder der Emailbutton oder ein abstrahiertes Zeichen. Lustiger Weise ist das @ Zeichen gar kein Icon sondern ein Symbol. Aber das soll uns nicht stören.

Index

Jetzt wird es haarig, denn ein Index, läßt sich nicht so schön interessant vorstellen, wie Symbol oder Ikon, aber fehlen sollte es dennoch nicht. Ein Index weist einfach auf einen Sachverhalt hin. Husten ist zum Beispiel eine Index auf eine Krankheit oder auch die Indexzeichen zu einem Quellverweis in einem Buch.

Bevor wir jetzt zu der Semantik also der Bedeutungslehre der Zeichen kommen, möchte ich hier einen Bezug zur Unternehmenskommunikation ziehen. Jedes Unternehmen lässt sich durch ein Logo repräsentieren. Dieses Logo kann entweder ein reiner Schriftzug sein, oder der Name wird durch eine Signet ergänzt. Es fällt auf, dass viele Firmen kein Ikon für Firmen genutzt haben, sondern ein Logozeichen mit Symbolcharakter gewählt haben. Diese Symbole wirken einzigartiger, grenzen sich besser ab, und lassen sich mit den eigenen Werten aufladen. Zu fast allen Zeichen gibt es zwar bereits Assoziationen des Betrachters, dennoch kann ein Symbol wesentlich einfacher mit neuen Bedeutungen aufgeladen werden, als ein Ikon.

Semantik

Abschliessend kommen wir zu der Semantik. Unter Semantik verstehen wir die Bedeutungslehre von Zeichen. Sie bezieht sich einerseits auf Sprache und die Bedeutung der Sprachzeichen, also von Silben und Wörtern, andererseits auf die Bedeutung von visuellen Zeichen. Wir schauen uns an dieser Stelle nur die visuellen Zeichen an. Es gibt Zeichen, bei denen das entschlüsseln der Information nicht weiter schwer fällt. Sehe ich eine mit roter Linie durchgestrichene Zigarette in einem runden roten Kreis, dann sollte es den meisten Rauchern nicht schwer fallen, zu erkennen, dass dieses Zeichen für Schmerzen durch Nikotinentzug steht, für alle anderen heißt es: Hier kann ich frische Luft atmen oder noch einfacher gesagt „Rauchen verboten“. Aber so trivial geht es in der visuellen Kommunikation nicht immer zu. Und die Semantik reicht noch viel tiefer. Sie beschäftigt sich auch mit der Formen- und Farbenlehre: Eine nach oben führende Linie sagt erst einmal gar nichts, oder? Machen wir eine Umfrage, nach den Assoziationen zu einer nach oben gerichteten Linie und fragen zum Beispiel: Ist die Bedeutung dieser Linie für Sie eher positiv oder negativ, so werden wir mehrheitlich ein „positiv“ zur Antwort bekommen (zu 100% von Menschen mit Aktiendepot). Die Linie kann also einen positiven Trend vermitteln, zeichnen wir noch einen Kreis an das linke untere Ende kann die Bedeutung kippen, jetzt geht es bergauf und wird mühselig. Je nach Bezug können Formen und Farben also Ihre Bedeutungen ändern. Ein Dreieck auf dem Kopf steht unsicher, rot kann Gefahr, aber auch Liebe symbolisieren, blau ist sachlich, gelb fröhlich und leicht, runde Linien werden vertikal als weiblich angesehen, horizontal als Hügellandschaft oder Wellen interpretiert, gezackte Linien wirken Aggressiv oder dynamisch, und so weiter und so fort. Im Kommunikationsdesign hat der Gestalter also vielfache Möglichkeiten Formen und Farben einzusetzen, um die Bedeutung seiner Nachricht zu unterstreichen oder zu erweitern. Einiges davon wirkt eher unterschwellig, anderes wird direkt gesagt. Betrachten wir eine Werbeanzeige nach semantischen Gesichtspunkten, dann versuchen wir herauszufinden, was jetzt eigentlich neben den ganz offensichtlichen noch an Bedeutungen mitschwingt. Gerade wenn Nahrungsmittel als gesund gelten sollen, wird auf semantischer Ebene eine Menge aufgefahren. Bei so manch einem Schokoriegel, der aus dem Kühlschrank geholt wird, platzt der Kühlschrank vor gesunden Lebensmitteln fast aus allen Nähten, oder die ganze Wohnung ist mit Obst und Gemüse geradezu gepflastert. Damit soll dann gesagt werden, dieser Schokoriegel ist abgesehen von dem hohen Fett und Zuckeranteil sehr gesund für Sie, ja wirklich.

Semantik beschäftigt sich also sowohl mit der direkten, als auch mit einer assoziativen Bedeutung von Zeichen. Letztere werden sehr stark von dem jeweiligen Kulturkreis geprägt, so kann zum Beispiel die Zugehörigkeit zu einer Religionsgemeinschaft das Lesen von visuellen Zeichen verändern. Eine Fläche in grüner Farbe wird von einen Moslem anders gedeutet als von einen Christen, orange bringt das Blut der Buddhisten in Wallung und so weiter und so fort.

Semantik stellt für einen Gestalter also ein mächtiges Werkzeug dar, um die eigene Arbeit zu analysieren, zu beurteilen und zu verbessern.

Syntaktik

Mit einem kurzen Wort über Syntaktik möchte ich diesen kleinen Vortrag über die Lehre der Zeichen schließen. Syntaktik, auf visuelle Zeichen bezogen, beschäftigt sich nicht mit der Bedeutungsebene, sondern mit den formalen Regeln, nach denen Zeichen miteinander kombiniert werden. Um wieder auf unsere Zigarette zurückzukommen: Hier werden zwei Zeichen miteinander verbunden, der rote Kreis mit roter Querlinie, als Zeichen für Verbot und die Zigarette als Zeichen für das Rauchen. Die Regel wäre als: Für jedes Verbot nehme ich den Kreis mit Querbalken und im Innern steht die zu verbietende Sache: Fahrräder, Hunde, Pferde oder unsere Zigarette.

Dies war natürlich nur eine recht löcherige Darstellung der Semiotik, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit haben will, sondern nur einen ersten Eindruck liefern sollte - sozusagen einen kleinen Blick in die Welt der Zeichen.